Es gibt einen Neuzugang in die Liste der Greenwashing-Studien zu vermelden:
Total CO2-equivalent life-cycle emissions from commercially available passenger cars
Januar 2022; Johannes Buberger, Anton Kersten, Manuel Kuder, Richard Eckerle, Thomas Weyh, Torbjörn Thiringer; Universität der Bundeswehr München & Chalmers University of Technology (Gothenburg, Sweden):
Diese Autoren haben keine neuen Ideen entwickelt, um das E-Auto schönzurechnen. Die wichtigsten Mängel:
- Dass neue Stromverbraucher die Ökostromquote senken, wird einfach ignoriert. Man rechnet so, als ob der Grünstrom mehrfach verbraucht werden kann, einmal von den bisherigen Verbrauchern und dann noch einmal von den E-Autos. Anstelle der Emissionen des Verdrängungsstrommix von über 1000 g/kWh* werden für die Stromerzeugung nur 401 g/kWh berücksichtigt.
- Der Kardinalfehler, zusätzlichen Strombedarf nicht als Marginalstrom einzustufen, der von regelbaren, also fossilen Kraftwerken gedeckt wird, wiederholt sich bei den Herstellungsemissionen.
- Der Tesla3 darf mit seinem Normverbrauch in den Ring steigen, das sind 14,3 kWh/100 km (statt 19,0 wie am 2.3.2022 von spritmonitor.de gemeldet).
- Die Übertragungs- und Ladeverluste werden noch nicht einmal erwähnt.
Auf diese Weise können die Fahremissionen der E-Autos um mehr als den Faktor 3,5 unterbewertet werden.
Dennoch verfehlt derlei affirmative Begleitforschung ihre Wirkung nicht: „Das E-Auto ist der heilige Gral“ schwärmt auf http://www.inside-digital.de ein Blasius Kawalkowski.
Bis heute habe ich mir noch keine abschließende Meinung über die Ursache solcher Fehlleistungen von „Forschenden“ gebildet.
Kann es tatsächlich sein, dass diesen Wissenschaftlern elementares Grundlagenwissen über Lebenszyklusanalysen fehlt? Wie konnten sie dann in die Position gelangen, Studien zu veröffentlichen? Das wäre erschreckend, vor allem für den Forschungsstandort Deutschland.
Oder wird der Einfluss zusätzlicher Stromverbraucher auf die Ökostromquote bewusst und vorsätzlich „übersehen“, um politisch gewünschte Ergebnisse zu erzielen? Das fände ich nicht weniger beunruhigend.
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Bildquelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/thumb/0/07/Signet_unibw.svg/1024px-Signet_unibw.svg.png
* Die Stromproduktion aus Braunkohle verringerte sich aufgrund der Corona-Krise 2020 um 19,79 TWh, bei Steinkohle waren es 13,91 TWh. Gas regelte nicht herunter. Als sinnvolle Fossilstrom-Emission wird daher der Mittelwert der Emissionen von Braunkohle (1135 g/kWh) und Steinkohle (852 g/kWh) im Verhältnis von 19,79 zu 13,91 verwendet; das sind 1018 g/kWh.
Ich befürchte die Verwendung des allgemeinen Strommixes ist mittlerweile so Usus geworden, das dieser nicht mehr wirklich hinterfragt wird, bzw. man nicht mehr bedenkt, das eine Verbesserung eines individuellen CO2 Ausstoßes nicht unbedingt eine Verringerung des Gesamtausstoßes sein muss. Deswegen würde ich nicht mal von Absicht sondern von mangelhafter Prüfung der zugrunde liegenden Annahmen ausgehen.
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Also schlichte Unwissenheit – ist das nicht eine der von mir genannten Möglichkeiten?
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Jein, also das ist es durchaus, aber mir ging es eher darum zu sagen, dass es keine plumpe Unwissenheit ist sondern die eignetlich noch gefährlichere Form, mn glaubt etwas zu wissen, denn dann hinterfragt man es nicht mehr. Ich diskutiere ja auch des öfteren zu dem Thema und das rechnen mit dem STrommix ist so selbstvertändlich, dass die meisten gar nicht auf die Idee kommen, dass diese Annahme falsch sein könnte. Ich denke hier heißt es steter Tropfen höhlt den Stein Zwar bekomme ich in Diskussionen selten das Feedback, dass das Rechnen mit dem Durchschnittstrommix tatsächlich falsch sein könnte (man muss mir ja nicht blind glauben, das soll ruhig jeder selbst durchdenken), aber es passiert sehr oft, das eine Diskussssion sher oft abruppt an der Stelle endet, wenn ich aufzeige warum das rechnen mit dem Strommix in Bezug auf die CO2 Gesamtbilanz Unfug ist. Das wird sicher auch mal den Grund haben, das manche nicht hören wollen, was nicht sein darf, aber ich denke oft liegt es auch daran, das es irgendwo klickt macht und derjenige merkt, das er diese Argumente nicht widerlegen kann. Meine Hoffnung ist also, das man durch stetiges aufzeigen der Fehlannahmen zum Thema E-Mobilität (das Rechnen mit dem Strommix ist ja nur einer von mehreren) langsam aber sicher immer mehr Leute zum nachdenken bringt, hoffentlich dann auch irgendwann die Politik.
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Ja, da scheint es in der Tat eine Erkenntnissperre zu geben.
Dabei gibt es schöne Analogien und auch eine Erklärung für dieses merkwürdige Verhalten:
* Dass zusätzliches Einkommen nicht mit dem Durchschnitts-, sondern dem Grenzsteuersatz zú versteuern ist, weiß praktisch jeder.
* Dass Unternehmen zusätzliche Produktion nicht mit Durchschnitts-, sondern Grenzkosten kalkulieren müssen, ist Allgemeinwissen.
Wenn ein steuerzahlender Unternehmer jedoch ein Elektrospaßmobil anschafft, dann besteht er in Diskussionen über die Klimabilanz kategorisch auf dem Durchschnittsstromansatz.
Warum?
Weil es ihm in Wahrheit keineswegs darauf ankommt, die tatsächlichen Folgen für das Klima zu verstehen. Das eigentliche Kaufmotiv ist der Wunsch nach sozialer Distinktion zwischen eingebildeter Öko-Avantgarde und „unbelehrbaren Petrolheads“.
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Übrigens gibt es auch positive Nachrichten:
Jeder Zweite durchschaut die politisch gewollte Irreführung und bezweifelt die Umweltbilanz von E-Autos
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„aber mir ging es eher darum zu sagen, dass es keine plumpe Unwissenheit ist sondern die eignetlich noch gefährlichere Form, mn glaubt etwas zu wissen, denn dann hinterfragt man es nicht mehr“
Was ist das Motiv von Harald Lesch? https://www.youtube.com/watch?v=shc6hnCrAQ0
Der Mann hat Physik studiert und einen Professorentitel.
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Ich denke die Hintergründe sind vielschichtig warum viele diese eigentlich recht leicht widerlegbare Rechnungsmethode glauben wollen. Sicher sind Leute mit Gutmenschsyndrom eine große Gruppe. Ich denke auch die Gruppe, die einfach Subventionen einsacken will ist ein Teil, aber ich denke viele Wissen es auch wirklich nicht besser. Umso wichtiger immer wieder auf die Irrtümer bei den Annahmen zur E-Mobilität hinzuweisen, das aber sachlich. Lieder agieren viele mit von der Gegenseite leicht entlarvbaren Bashing, das dann eher kontraproduktiv für die Sache ist, wobei ich bei manchen E-Auto Gegner auch daran zeifle, das es diesen um die Umweltaspekte geht.
Aber nun gut, auch ich werde weiter machen die Behauptungen der BEV Fanbase nicht unkommentiert zu lassen soweit es mit möglich ist und ich denke das muss der Weg sein um letztendlich eine wirklich technologieoffene Entwicklung der Mobilität zu erreichen.
Beste Grüße
Thorsten
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Mir wird immer wieder geraten, die Tonalität etwas zurückzunehmen. Das fällt mir nicht einfach, denn die Claqueure unter den Wissenschaftlern tragen bewusst oder aus schlichter Unwissenheit zu enormem wirtschaftlichen Schaden bei und haben harte Kritik verdient.
Aber natürlich muss ich einen Ton bewahren, der solche Leser nicht abschreckt, die sich tatsächlich unvoreingenommen informieren möchten. Wie gesagt: Das ist ein schwieriger Spagat.
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Diese Erkenntnissperre ist weiter verbreitet, als man zunächst für möglich halten mag:
https://threadreaderapp.com/thread/1533774524759646209.html
Das war seine Antwort:
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